Heute vor 50 Jahren: Drama um Achter-Ruderer Roland Böse

Vorletzter Teil unseres historischen Rückblicks auf den größten sportlichen Erfolg unserer Clubgeschichte: Schon am Vortag ihres olympischen Finalrennens am 19. Oktober 1968 hatte die Besatzung des Deutschland-Achters mit unserem Wolfgang „Hotti “ Hottenrott heute vor 50 Jahren in Mexiko-Stadt ein mulmiges Gefühl: Besatzungsmitglied Roland Böse ging es nach dem Abschluss-Training nicht gut. Der Bingener klagte über Halsschmerzen. Böses Gesundheitszustand verschlechterte sich in der Nacht vor dem entscheidenen Rennen weiter: Vereiterte Mandeln wurden diagnostiziert. Böse konnte und durfte wegen hohen Fiebers unmöglich an den Start gehen. Ein Ersatzmann musste einspringen: Der Konstanzer Niko Ott aus dem deutschen Vierer, der das Finale verpasst hatte, stieg in den Achter um.
„Niko hat uns gerettet“, erinnert sich „Hotti“ an die dramatischen Entscheidungen und Stunden vor dem Finale. „Morgens sind wir ganz früh aufgestanden, um noch einmal mit Niko kurz trainieren zu können“. Nervös und aufgeregt und mit Ersatzmann an Bord ruderte der Achter wenige Stunden später vor der voll besetzten Tribüne entlang in Richtung Start zum Finale der Olympischen Regatta. Zu diesem Zeitpunkt rechneten nur noch wenige damit, dass das Team von Trainer Karl Adam unter diesen Umständen eine Chance haben würde, vor allem gegen die stark eingeschätzte sowjetische Mannschaft.

Foto oben: Zehn Olympia-Sieger inklusive Ersatzmann jubeln über ihr Achter-Gold: Rechts Ersatzmann Niko Ott, links neben ihm der erkrankte Roland Böse in langer Hose. Unser „Hotti“ zentral in der Mitte. Ott reichte seine Goldmedaille nach der Siegerehrung an Böse weiter. Er wolle nicht für ein einziges Rennen die Lorbeeren für die von Böse geruderten Trainingskilometer einheimsen, begründete Ott seine außergewöhnlich faire Geste. Jahre später wurde Ott eine nachgeprägte Olympia-Medaille übergeben.

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