Von Oliver Puncken
Es ist Samstag Mittag und es ist bestes Kohlwetter: Der klare Frost hatte die letzten Tage angehalten und jetzt scheint die Sonne über die mit Raureif bepuderten Bäume. Wir sind zum Grühkohlessen mit unseren Ruderkameraden vom RV Linden verabredet – und zwar im Hafenblick in Seelze jenseits der Schleuse. In der Einladung vom Lindener Zeremonienmeister Arnim war zwar von „Braunkohlessen“ die Rede, aber das ist wohl Auffassungssache. Braunkohl kommt aus Bremen, Grünkohl stammt aus Oldenburg und der Kohl im Hafenblick wird vermutlich im Hannoverschen Umland angebaut und wahrscheinlich entweder direkt vom Erzeuger oder aus der Tiefkühltruhe beschafft. Letztlich ist das alles das gleiche Gewächs und bei Wikipedia liest man gar irgend etwas von Mittelmeerraum als Ursprungsgegend.

Eine illustre Runde im Seelzer „Hafenblick“.
Zunächst aber muss man sich den Kohl verdienen. Eigentlich hatten wir ja geplant, „unsere“ ansonsten selten genutzte „Leineabstiegsschleuse“ wieder einmal in Betrieb nehmen zu lassen. Arnim hatte extra einen Schleusenwärter beim Wasser- und Schaffahrtsamt Braunschweig einbestellen lassen, der uns – außerhalb seiner eigentlichen Dienstzeit – hinaus in die weite Welt spülen sollte. Daraus wird nun aber nichts. Der hinter der Schleuse liegende Stichkanal Hannover-Ahlem, der noch bis in die 60er Jahre wichtiger Anschlusspunkt war für die Fabriken war, die sich seinerzeit auf der Höhe des heutigen Ihme-Zentrums befanden, ist dicht. Es mag überraschend klingen, aber die Deutsche Bahn hat sich entschlossen, eine ihrer maroden Brücken über den Kanal zu erneuern, was eine mehrwöchige Sperrung zur Folge hat. Es bleibt also an diesem Samstag mehr oder weniger bei unserer Standardrunde.

Die Altwarmbüchener bekamen noch den „Katzentisch“.
Hunger haben wir am Ende trotzdem (wäre ja schade ums Essen) und so begeben wir uns nach dem Rudern per Automobil nach Seelze. Schon vor 18 Uhr sitzen RVL, WSV und DRC mit den Gabeln in der Hand vor frisch gezapften Bieren und wenig später werden köstlich duftende und dampfende Schüsseln kredenzt, die wir ausgehungert zu uns ziehen, um die Teller vollzuschaufeln. Zufrieden mümmelnd wird über Wirtschaft, Politik und – natürlich – Rudern philosophiert und auch wenn die Kilometer in diesem Jahr nicht für einen Efa-Eintrag als Wanderfahrt gereicht haben war es wieder einmal ein wunderbar sonniger Nachmittag auf dem Wasser.
Fotos: Oliver Puncken
