Hauptsache Italien: Von Bari nach Brindisi im Coastal-Boot

Von Hans-Peter Trojek
Seitdem klar ist, dass Coastal Rowing olympisch wird, steigt auch bei den Ruderinnen und Ruderern in Hannover das Interesse an dieser relativ jungen Ruder-Disziplin und den dazugehörigen Booten. Eine Delegation von Masterinnen und Mastern des DRC Hannover und des RV Linden hat sich Ende Mai ins süditalienischen Apulien aufgemacht, um dort gesteuerte Coastal-Vierer zu testen. Und zwar auf einer fünftägigen Wanderfahrt auf der Adria zwischen den Städten Bari und Brindisi, unter zum Teil unerwartet windigen und welligen Bedingungen. Verstärkt wurden die Coastal-Schnupperer aus Deutschland von erfahrenen Meeres-Ruderern aus Triest und und vom Ruderclub Lario aus Como. Fazit aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer: das hat richtig Spaß gemacht, und war ein großartiges Erlebnis.

Italienisch-deutsche Begegnung: die 10er Crew der Wanderfahrt von Bari nach Brindisi

Die Idee für die italienische-deutsche Begegnung hatte Carlo Rossi vom Ruderclub Saturnia Trieste, in dem seit gut einem Jahr auch der DRC-Ruderer Hans-Peter (HP) Trojek Mitglied ist und dort mehr trainiert als in Hannover. Sabine Siegmund äußerte fast zeitgleich die Idee einer Wanderfahrt in Italien, und im Handumdrehen waren in Ulrike (Uli) Weber, Jörg Robelski, Susanne (Suse) Diener, Christian „Otto“ Held und Jürgen Eggers weitere Teilnehmer/innen gefunden. Vom Comer See kamen Paolo Cortelazzo und Giovanni Tonghini dazu, zwei frühere Nationalruderer.

Power aus Hannover – Jürgen, Uli, Jörg, Uli, Sabine, „Otto“ und HP (von links)

Geplant waren pro Tag zwei Coastal-Boots-Fahrten, und dazwischen – je nach örtlicher Gegebenheit am Strand oder in einem Hafen – eine Mittagspause mit landestypischen kulinarischen Spezialitäten. So sollten ursprünglich täglich bis zu 30 Kilometer gerudert werden, was erst mal nach nicht viel klingt. Gegen Wind und Wellen kann dies aber ganz schön anstrengend und „nie-enden-wollend“ werden. So geschehen speziell am Nachmittag des vierten Tages, als sich die angekündigten 15 Kilometer als 19 Kilometer entpuppten und ein Bugmann (Zitat des nicht genannt werden wollenden Ruderers vom DRC: „Ich fühlte mich bei jeder Welle als sei ich drei Meter in der Luft und jedesmal wurde ich klatschnass“) nur mit allerfeinsten Überzeugungskünsten am Verlassen des Boots gehindert werden konnte. Die Bootsgeschwindigkeit sank in der starken Strömung und gegen den Wind am Ende gefühlt auf nur noch wenig über Null ab. Das war aber die Ausnahme, ansonsten lief vieles wie in einem Film über das Urlaubsland Italien ab. Alle waren richtig begeistert. Und für den „Wellenritt“ gab es dann am Abschlusstag eine angemessene Entschädigung: strahlender Sonnenschein, blauer Himmel und türkisfarbenes Meer, und so gut wie keinen Seegang.

Die DRC-Farben in den beiden Coastal Boote auf der Adria

Auch sonst haben die meisten das eine oder andere dazugelernt. Zum Beispiel, dass ein Abendessen in Apulien nur aus „Polpo“ (Tintenfisch) bestehen kann: „Polpo“ also als Vor-Speise, als erster Gang und dann auch als Hauptgericht. Zum Beispiel, dass Italiener zwar auch ein Steg-Bier schätzen, aber nur eines. Zum Beispiel, dass Pünktlichkeit nicht nur eine sogenannte deutsche Tugend ist, sondern von italienischen Ruderern noch eiserner eingehalten wird als wir es gewohnt sind. Und zum Beispiel, dass in Italien und Deutschland zwar mit leicht unterschiedlichen Stilen gerudert wird, es gemeinsam aber trotzdem hervorragend harmonieren kann.

Unendlich weit erscheint das Meer

Was bleibt noch hängen? Dass das Essen in Apulien sensationell gut ist, ebenso die Getränke.  Dass die Landschaft dort wunderschön sein kann, auch die Dörfer, kleinen Orte und die beiden Städte Bari und Brindisi, wobei im urbanen Umfeld auch klar zu sehen ist, dass Apulien im Süden des Landes liegt und durchaus vor Herausforderungen steht. Etwa die vielen für uns nur schwer verständlichen Bauruinen.

Italienischer Männer-Charme trifft auf deutsche Masterinnen: Paolo und Giovanni mit den drei DRC-Ruderinnen

Und aus Ruder-Sicht? Coastal Rowing ist Rudern, daran besteht kein Zweifel. Und es ist bei normalem Wetter fast genauso als säße man/frau in einem Gig-Boot. Indes hat das mit einer klassischen 2000-Meter-Regatta in Rennbooten nur bedingt was gemeinsam, was erst Recht für die neue olympische Disziplin „Beach-Sprint“ im Coastal gilt und die in Italien sehr populär ist. Den Beach-Sprint hat die Delegation aus Hannover allerdings nicht getestet – diesmal nicht, es soll ja beim nächsten Mal noch eine Steigerung geben.

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