Carlotta: „Aufgeben ist jetzt nicht drin“

Die Nominierung für den Doppelvierer am 5. März, das große Ziel Olympia 2020 damit schon zum Greifen nah – und dann drei Wochen später die Verschiebung der Spiele durch das IOC auf das Jahr 2021. Unsere Carlotta Nwajide erreichte die Nachricht im Trainingsstützpunkt ihres Doppelvierers in Berlin. Die 24-jährige Top-Athletin berichtet im Folgenden von ihren Gefühlen und Eindrücken und lässt durchblicken, dass sie und ihre Teamkolleginnen noch immer verunsichert sind, wie es weitergeht:
„Die Verschiebung der Olympischen Spiele lösen bei mir in erster Linie Enttäuschung und Frustration aus. Gleichzeitig bin ich froh darüber, dass endlich eine Entscheidung getroffen wurde, denn am unangenehmsten war es zu trainieren und zu hoffen, dass die Spiele stattfinden, gleichzeitig aber zu vermuten, dass sie ausfallen werden. Bei aller Enttäuschung halte ich die Entscheidung für richtig und notwendig.

Die Verschiebung wirft bei mir natürlich einiges durcheinander und bringt Fragen mit sich. Lohnt es sich noch ein Jahr weiterzumachen, nachdem mein ganzes Leben auf Tokyo 2020 ausgerichtet war, ich im Studium pausiert habe, jeden Tag zwei bis drei Trainingseinheiten trainiert habe und die letzten zwei Jahre quasi nur unterwegs war? Schaffe ich es noch mal in die Olympiamannschaft? Wie sieht überhaupt eine neue Selektion aus? Rudern macht mir Spaß, das steht außer Frage, aber der Aufwand der hinter der Olympiavorbereitung steht ist kein Vergleich zu allem was ich in meiner bisherigen Ruderlaufbahn erlebt habe. Es ist schade, dass es jetzt einfach nicht die Möglichkeit gibt zu zeigen, wofür ich die letzten Jahre gearbeitet habe.
Die Ereignisse der vergangenen Wochen musste ich erstmal sacken lassen und brauchte etwas Bedenkzeit. Mittlerweile habe ich meine Entscheidung getroffen. Aufgeben ist jetzt nicht drin! Ich möchte zu Olympia, dann halt 2021!
Das Training ist momentan etwas reduziert worden und findet ausschließlich zu Hause statt. Eine Teamkollegin wurde positiv auf das Corona-Virus getestet, deshalb ist die ganze Mannschaft für zwei Wochen unter Quarantäne. Ich mache jetzt viel Yoga, Krafttraining zu Hause oder bin auf der Radrolle, manchmal auch auf dem Ergo. Heute am 2. April ist die Quarantäne vorbei, und ich freue mich schon darauf wieder, draußen Sport zu machen. Ich werde dann vermehrt laufen gehen und Rennrad fahren. Das Ruderzentrum ist noch geschlossen. Geplant ist, dass wir ab dem 20. April das Training wieder regulär aufnehmen, mal sehen ob das klappt.
Herzliche Grüße an die Clubfamilie!
Eure Carlotta“


Der Doppelvierer mit Carlotta (2.v.l.) und IOC-Präsident Thomas Bach nach dem Gewinn der WM-Silbermedaille in Plovdiv 2018.

(Portraitfotos: Feedbuilders)

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