Endlich wieder Ruder-Bundesliga


Nach drei Jahren Pause geht wieder ein hannoverscher Frauen-Achter bei der Ruder-Bundesliga (RBL) an den Start: Der „Leine-Achter Hannover“ wird sich der Konkurrenz aus neun Frauen-Teams im 10. Jubiläumsjahr der Liga stellen. Die Ruder-Bundesliga ist ein kompetatives Regatta-Angebot für Vereinsmannschaften in der so genannten 2. Wettkampfebene über die 350-Meter-Sprint-Distanz. Das Team des „Leine-Achters Hannover“ um unsere Kapitänin Jule Lichtenberg und PR-Frau Juliane von Wrangel formiert sich aus insgesamt 13 Ruderinnen des DRC und weiteren Ruderinnen des Kooperationspartners, der Rudergemeinschaft Angaria, und wird von unserem Vize-Sportvorsitzenden Carl Reinke trainiert. Der DRC-Vorstand freut sich, dass es unseren Frauen durch Eigeninitiative gelungen ist, wieder eine feste, sportlich attraktive Trainingsgruppe zu etablieren, die das Achter-Rudern forciert. Kommenden Sonnabend (14. April) werden wir beim DRC-Anrudern das Team offiziell vorstellen. Liga-Start ist in vier Wochen in der „Main-Arena“ in Frankfurt, danach geht es für den Frauen-Achter nach Werder/Havel, Minden/Wasserstraßenkreuz, Leipzig und Bad Waldsee/Stadtsee.

Nie mehr ohne Liga?

Ausgerechnet im Jahr des Comebacks des hannoverschen Frauen-Achters und ausgerechet in ihrem Jubiläumsjahr schwächelt allerdings die Liga selbst: Die Zahl der teilnehmenden Teams ist mit 27 Mannschaften auf den absoluten Tiefststand seit der Gründung 2009 gefallen. Bei den Frauen waren im letzten Jahr der DRC-Beteiligung 2015 immerhin noch zwölf Teams am Start. Noch dramatischer sieht es bei den Männern aus: Die erste und zweite Bundesliga werden „mangels Masse“ aufgelöst und in einer eingleisigen Tabelle zusammengefasst. „Nach den Rückzügen und unter Berücksichtigung der Auf- und Abstiege wären sieben Boote in der 1. Liga und elf Boote in der 2. Liga übrig geblieben. Dies hätte keinen Sinn und vor allem keinen Spaß gemacht“, schrieb RBL-Manager Boris Orlowski an die Vereine. Mit Crefelder RC und Frankfurter RG Germania treten zwei der bisherigen Top-Teams und Dauerrivalen bei den Männern nicht mehr an. Das mindert nicht nur die Attraktivität der Liga, sondern lässt insgesamt für den DRV-Wettkampfbetrieb aufhorchen: Denn damit haben sich zwei Vereine zurückgezogen, die sich den Wunsch nach mehr „Vereinsmannschafts-Wettbewerben“ bisher explizit auf die Fahnen geschrieben hatten. In der Frauen-Liga geht die Suche nach einer weiteren Mannschaft auch nach dem offiziellen Lizenzschluss Ende März weiter: „Momentan sind wir noch fieberhaft auf der Suche ein 10. Team auf die Beine zu stellen“, so Boris Orlowski. Gescheitert sind dagegen Pläne, ein Liga-System an den RBL-Terminen auch für Einer-Ruderinnen und -Ruderer zu etablieren.

Nie mehr erste Liga?

Ins Leben gerufen wurde die Sprint-Liga vor zehn Jahren als attraktives, sportliches „Auffangbecken“ für ehemalige Leistungssportlerinnen und -sportler jenseits ihrer Leistungssportkarriere sowie für Vereinsmannschaften aus der 2. Wettkampfebene. Die „Königsdisziplin“ unserer Sportart, das Achter-Rudern, kam wieder in Mode. Im DRC-Bootshaus stieg die Zahl der Achter-Boote bis 2013 von zwei auf sechs Schiffe. Die Sprint-Distanz über 350-Meter eröffnete auch ambitionierten Breitensportlern, „auf Augenhöhe“ gemeinsam mit oder eben gegen ehemalige Top-Athletinnen und -Athleten zu rudern. Die Fahrzeit für einen Achter über diese Kurzdistanz beträgt weniger als eine Minute. Damit wurde zugunsten der Zuschauerfreundlichkeit von der klassischen, olympischen 2.000 Meter-Distanz ganz bewusst abgerückt. Aufgrund der örtlichen gegebenen Bedingungen, des zumeist auf Innenstadtkursen ausgetragenen Konzeptes, konnte es aber an den einzelnen Ausrichtungsorten zu einer Verkürzung oder Verlängerung der Distanz kommen. Die Bundesliga wird innerhalb von fünf Renntagen ausgetragen. An jedem Renntag gewinnen die Teams entsprechend ihrer Tagesplatzierung Punkte für die jeweilige Tabelle. Der Sieger eines Renntages gewinnt die Maximalpunktzahl. Jedes weiter platzierte Team erhält jeweils einen Zähler weniger. In den Jahren 2009 bis 2012 nahmen weit mehr als 40 Teams an den Wettbewerben teil, danach sank die Beteiligung stetig. Wegen ihrer boulevardesken Tonalität, lauter Begleit-Musik und dem Event- und Party-Charakter der Wettbewerbe gab es zwischenzeitlich von „Traditionalisten“ auch immer wieder Kritik, die Bundesliga habe mit Leistungssport nichts zu tun, sondern sei de-facto „Kirmes-Rudern“.
Christian Held

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