Fußgänger aufgepasst – jetzt kommen wir!

Von Oliver Puncken
Bei feinstem Nieselregen und stürmischen Böen von vorn läuft eine Gruppe fröhlicher Menschen durch das Ricklinger Holz und wirft bunte Holzkugeln über die schlammigen Sandwege. „Rot!“, „nee, GRÜN!“, schreien sie dabei aufgeregt durcheinander. Hinter sich ziehen sie eine Bollerwagen mit allerlei Heiß- und Kaltgetränken, Brezeln und Keksen. Einer von ihnen rennt los, hüpft und wirft die Kugel. Sie eiert etwa 300 Meter über den Feldweg, bis sie mit einer schlammig-braunen Fontäne in einer Pfütze versinkt. Dann heißt es: Bahn frei! Der nächste Werfer ist an der Reihe, holt weit aus und schleudert den Ball in einer eleganten Wurfbewegung in den Wald hinein. Eine weitere Kugel prallt mit einem lauten „klack“ gegen einen etwas schiefen Elektroverteilerkasten.
So geht das dann immer weiter, bis schließlich irgendwo im Nirgendwo ein für seine handliche Verpackung sehr großer Falttisch vom Bollerwagen gezogen und der mitgebrachte Proviant verzehrt wird. All das ist ein untrügliches Zeichen: Im Süden Hannovers ist nach zwei Jahren Corona-Pause wieder Wettkampfsaison – und zwar nicht im DRC-typischen Rudern, sondern im Boßeln.

Boßeln ist so etwas wie Kegeln – nur ohne Pinne und draußen. Es kommt darauf an, die Kugel mit möglichst wenigen bzw. möglichst weiten Würfen über die etwa vier Kilometer lange Strecke voranzubringen. Wassergräben gehören in diesem Jahr nicht zu den Schikanen, es zeigt sich aber, dass aber auch Stock und Stein, Kantsteine und Radfahrer zur Herausforderung werden können.

Nach gut zwei Stunden war es dann geschafft: Die Strecke war absolviert, die Teilnehmer trotz eher milder Temperaturen etwas durchgefroren und alle Kugeln wieder bei ihrem Besitzer Christian Bartels. Jeder Wurf war von den jeweiligen Gruppen mehr oder weniger akribisch genau protokolliert worden, so dass man zur Auswertung schreiten konnte. Das Team „Rot“ mit Gerdchen, Knispel, Erika, Katharina und Günter landete auf dem letzten Platz und ist damit Ausrichter des Boßelturniers 2024.

Für Team „Gelb“ reichte es, um auf den dritten Platz vorzudringen und die Mitgliedern von Team „Grün“ freuten sich über Rang zwei. Boßel-Sieger 2023 wurde die Mannschaft „Blau“ (Christian, Bettina, Hannelore, Heike und Henning). Im Gasthaus „Anno 1901“ wurden die Siegerurkunden überreicht und zum Ausklang des Tages gab es nach der Siegerehrung wieder „Grünkohl satt“, kühles Bier und gute Laune.